DAS LEBEN, EINE KUNST

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Life Stories

Lange war Marina Abramović für radi kale Per for mances bekannt. Jetzt entdeckt sie die schönen Seiten

In den 1970ern mit Ulay, mit dem sie zwölf Jahre eine intensive Liebes- und Arbeitsbeziehung führte
FOTOS: GETTY IMAGES/CONTOUR/MIKE MCGREGOR (1)
Ungewohnter Anblick: Jahrzehntelang lebte Marina Abramović mit der Vorstellung, alles über sich ergehen lassen zu müssen. Inzwischen hat sie gelernt, auf sich achtzugeben
Ein Leben in der und für die Kunst: 1 2010 im MoMA in New York während „The Artist Is Present” – die Performance macht sie international zum Star.
2 In der Ausstellung „Balkan Epic” im Hangar Bicocca in Mailand setzte sie sich 2006 unter anderem mit der Macht erotischer Rituale auseinander.
3 2023 nach einer Performance in der Royal Academy of Arts in London. Das erste Mal, dass dort einer Frau eine Solo-Retrospektive gewidmet war. Aktuell ist die Ausstellung in Amsterdam zu sehen.
4 Mitten ins Herz: Mit ihrem damaligen Lebenspartner Ulay 1980 bei einer Aufführung von „Rest Energy”.
5 Szene aus ihrem Beitrag für die Kurzfilmsammlung „Destricted”, 2006, in der Marina Abramović und andere Regisseure die Grenzen zwischen Kunst und Pornografie ausloten
FOTOS: BRIDGEMAN IMAGES (1), DDP IMAGES (1), IFC FILMS/COURTESY EVERETT COLLECTION (1), INTERTOPICS (1), DIGITAL IMAGE@2010 MOMA N.Y./JONATHAN MUZIKAR/SCALA ARCHIVES (1). WERKE VON MARINA ABRAMOVIC ©COURTESY OF THE MARINA ABRAMOVIC ARCHIVES/VG BILD-KUNST, BONN 2024. KUNST © ULAY: VG BILD-KUNST, BONN 2024 (1)

Eher klein ist er, schmal, hellgrüner Einband, auf dem Titel eine gestikulierende Frau, zu sehen im Profil, dazu der Titel: „Psychoanalytikerin trifft Marina Abramović“. Zwei Freundinnen und Expertinnen unterhalten sich in dem Band, der unscheinbar daherkommt und doch so gewaltig ist. Hier die Schweizerin Jeannette Fischer, eine internationale Koryphäe der Psychoanalyse – dort die weltweit gefeierte Marina Abramović, deren großes Thema im Leben wie in der Kunst der Schmerz ist. Schonungslos lässt sich die 77-jährige Serbin in diesem Buch sezieren und seziert sich selbst. Man kennt es nicht anders von der Performancekünstlerin.

Schon immer hat sie nach extremen Erfahrungen gesucht, die sie selbst und andere an Grenzen führen. Und wer nach dem Ursprung dieser Faszination für Schmerz und Trauma sucht, muss sich in die Vergangenheit begeben. 1946 wird Marina Abramović in Belgrad geboren. „Ich komme von einem dunk len Ort. Nachkriegs-Jugoslawien, Mitte der 1940er- bis Mitte der 1970er-Jahre“, schreibt sie in ihrer Biogra fie, „eine kommunistische Diktatur, ständiger Mangel an allem, Tristesse überall.“ Die ersten sechs Jahre wächst sie bei den Großeltern auf. Nach der Geburt des Bruders kommt das Mädchen zu den Eltern. Die Mutter, ehemalige Partisanin, erzieht mit

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